Von Friedrich Merz, über Wirtschaftsministerin Reiche und seitens mancher "Arbeitgeber" Seite erklingt stets die Forderung, die „Deutschen“ müssten wieder mehr arbeiten, um den Wohlstand zu sichern, dies stellen verschiedene Fakten in Frage, die die Vielfalt der Bevölkerung, die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) und die Herausforderungen der Zuwanderung berücksichtigen müssen.
Zunächst zeigt eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass im Jahr 2024 insgesamt 1,2 Milliarden Überstunden geleistet wurden, was einem Umfang von mehr als 750.000 Vollzeitstellen entspricht, wobei 638 Millionen dieser Überstunden unbezahlt waren. Dies deutet darauf hin, dass viele Menschen bereits am Limit arbeiten, ohne dass dies zu einer höheren Produktivität oder einem gerechteren Wohlstand führt.
Eine Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ergab zudem, dass 44 Prozent der Beschäftigten länger arbeiten als vertraglich vereinbart und 15 Prozent sehr häufig oder oft außerhalb ihrer normalen Arbeitszeit tätig sind. Diese Daten zeigen, dass die Forderung nach mehr Arbeit nicht auf einer realistischen Einschätzung der Arbeitsbelastung basiert.
Zudem wird die Forderung von Merz durch die soziale Ungleichheit in Deutschland infrage gestellt. Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung besitzen mittlerweile 60 Prozent des Vermögens, während die gesamte ärmere Hälfte nahezu leer ausgeht. Viele Menschen, die in Vollzeit oder über Vollzeit arbeiten, verdienen nur knapp 2000 Euro brutto und verfügen kaum über Rücklagen oder Vermögen. Diese Gruppe, die als neue „Working Class“ bezeichnet wird, hat am Wohlstandsgewinn der vergangenen Jahrzehnte kaum teilgehabt, was das Versprechen, mehr Arbeit führe zu mehr Wohlstand, in Frage stellt. Die Forderung nach mehr Arbeit wirkt daher als populistisch und verfehlt, da sie die tatsächlichen Ursachen für soziale Ungleichheit ignoriert.
Stattdessen müsste gefordert werden, die Qualität der Arbeit zu verbessern, die Work-Life-Balance zu stärken und die Produktivität durch bessere Arbeitsorganisation zu steigern, was eher den Interessen der Arbeitgeber als der Arbeitnehmer entspricht.
Die Zuwanderung und die Diversität der Bevölkerung sind weitere Faktoren, die bei der Debatte um Arbeitszeit und Wohlstand nicht ausreichend berücksichtigt werden. Die Forderung nach mehr Arbeit zielt auf die bestehende Bevölkerung ab, ohne die Potenziale der Zuwanderer anzuerkennen.
Die Forderung nach mehr Arbeit ignoriert diese strukturellen Hemmnisse und verlagert die Verantwortung auf die Arbeitnehmer, während die Arbeitgeber und die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen müssten.
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