Am 2. Oktober 2008 jährt sich zum 40. Mal das Massaker von Tlatelolco, das das abrupte Ende der ‚68er-Bewegung’ in Mexico bedeutete. Der Jahrestag wird noch heute begangen, nicht zuletzt weil die Zahl der Opfer bis heute ungeklärt ist. Aktuell wird 68 dort von der seit 2001 regierenden PAN als der Beginn eines Demokratisierungsprozess propagiert, dennoch nimmt die Militarisierung des Landes aktuell wieder zu. Diese richtet sich nicht zuletzt gegen die Zapatisten: eine Bewegung, die auch als eine Folge von 68 zu interpretieren ist, nicht zuletzt aufgrund ihrer Abkehr von Staatsfixierung und nationalen Identitäten.
Was den 68ern in Mexiko nicht möglich war, nämlich sich dem positiven Bezug auf die Nation zu verweigern, wird bei den Zapatisten heute zum Vorbild einer ‚post-solidarischen’, transnationalistischen Bewegungsorientierung jenseits von der Eroberung der Staatsmacht und der Solidarität nationaler Befreiungsbewegungen. Was aber nutzt der Bezug auf 1968 heute, 40 Jahre später? Am Beispiel Mexikos soll am Vorabend des ‚deutschen Nationalfeiertages’ nicht zuletzt die Gretchenfrage der Linken gestellt werden: ‚Wie hältst du’s mit der Nation?’, dem Aufruf aus Chiapas folgend, dort zu kämpfen, wo wir leben: „im Herzen der Bestie“. Eine Erinnerungspolitik, die verstehbar macht, was warum „damals“ passiert ist - in Mexico wie auch hier zulande -, soll im Sinne einer linken Geschichtsschreibung für heutige Kämpfe produktiv gemacht werden.
Ablauf:
Textlese-Seminar [ab 18:00]
(Auftakt zur Lesereihe)
Texte:
Sergio Raúl Arroyo: Die Macht der Erinnerung
http://www.goethe.de/ges/ztg/prj/akt/wlt/ame/mex/de2999655.htm
Übersetzung: Anne Huffschmid, Sergio Raúl Arroyo ist Leiter des "Memorial del 68" und Direktor des Centro Cultural Universitario Tlatelolco (UNAM)
Oliver Marchart: Was ist ein Info-Monument? Zum Memorial del 68 in Mexico City
http://www.linksnet.de/de/artikel/21024
Dieser Artikel erschien in Bildpunkt. Zeitschrift der IG Bildende Kunst, "zwei, drei, viele… achtundsechzig", Wien, Frühjahr 2008.
Vortrag & Diskussion [ab 20:15]
N.N. (B.A.S.T.A. Münster)
Ist eine transnationale Bewegung möglich? – Von der „Neuen Linken“ zum „Aufstand der Würde“
Moderation:
Sevim Dagdelem (angefragt)
Veranstaltung der Rosa Luxemburg NRW und der AG68 in Kooperation mit dem Auslandsbüro der RLS in Mexico City, dem Wahlkreisbüro Sevim Dagdelen (Bochum)
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